Wann macht ein Unternehmen Sinn?
Diese Frage hatte ich am 9. April im Rahmen des Wiener Salons im Palais Eschenbach gestellt und durfte Gastgeberin dreier hochinteressanter Gesprächsrunden zu diesen Thema sein.

In der ersten Runde hinterfragte ein Teilnehmer, ob die Begriffe Unternehmen und Sinn überhaupt miteinander in Verbindung gebracht werden dürften. ‚Sinn‘ sei etwas zutiefst Menschliches, Existenzielles – verbunden mit Werten, reflektierten Gefühlen und Bedürfnissen. ‚Unternehmen‘ hingegen sei ein Begriff aus der Betriebswirtschaftslehre, wo die Begriffe Strategie oder Vision ihrem Platz hätten, jedoch nicht ‚Sinn‘. Muss oder kann ein Unternehmen überhaupt Sinn machen? Schließlich seien es die Mitarbeiter, die ihren ganz individuellen Sinn in ihrer Arbeit finden müssten.

In der zweiten Runde konzentrierte sich die Diskussion auf den Sinnbegriff an sich. Gibt es überhaupt einen allgemeinen Sinnbegriff? Wenn ja, dann im Sinne von Ausrichtung, Orientierung. Sinn hätte jedoch weniger mit Geld, mehr mit Glück zu tun. Er sei für jeden anders und verändere sich laufend, evtl. über Generationen. So hätte auch jedes Unternehmen einen unterschiedlichen Sinn.

In der dritten Runde wurde dann die gesellschaftliche, d.h. kollektive Perspektive einbezogen. Ein Unternehmen würde dann Sinn machen, wenn es einen Nutzen für einen Großteil der Gesellschaft liefert. Familienunternehmen hätten etwas Nährendes für die gesamte Familie, teils über Generationen hinweg. Aber auch andere Unternehmen böten Raum für Sinnbildung wenn der Ausgleich von Energie, d.h. Geben und Nehmen, für die Mitarbeiter stimmt, wenn die ‚Passung‘ stimmt, wenn eine nährende (Herzens-)Verbindung zwischen Unternehmen und Mitarbeiter besteht.

Eine systemisch-konstruktivistische Sichtweise bringt all diese Aspekte zusammen. Aus ihrer Sicht kann und muss ein Unternehmen sehr wohl Sinn machen, ja es ist sogar überlebensnotwendig für Unternehmen. Wenn wir individuellen Sinn ansehen als die Verbindung zwischen bestehenden Realitäten und laufenden Erfahrungen, die für individuelle Handlungsfähigkeit sorgt (Kognitionsbegriff u.a. von Krippendorf) und Unternehmen betrachten als soziale Systeme, die durch Kohärenz der individuellen Sinnbildungen seiner Mitglieder organisiert werden (Organisationstheorie u.a. von Weick, Tsoukas), dann wird klar, dass nur diejenigen Unternehmen nachhaltig funktionieren können, die für alle Mitarbeiter ausreichend Sinn machen. Diesen Sinn muss jeder für sich finden – und er muss ausreichend mit dem seiner Kollegen zusammenwirken, so dass ein gemeinsamer Sinn des Unternehmens, eine nährende Verbindung zwischen unternehmerischem Alltag und Mitarbeitern entstehen kann.

Werte, Reflektionen und Bedürfnisse der Menschen – nicht nur der Generation Y – ändern sich. Somit auch das, was für sie Sinn macht, eine nährende Verbindung ausmacht. Wie können wir nur denken, Unternehmen könnten weiter organisiert sein wie bisher?

Birgit Feldhusen

 

Dr. Birgit Feldhusen

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