Wenn man in einem Unternehmen etwas verändern möchte, dann ist man leicht versucht, sich an Best Practices anderer zu orientieren. Im Zuge des Prozesses erkennt man dann allerdings oft schmerzlich, dass sich Best Practices nicht so einfach auf das eigene Unternehmen umlegen lassen und dass es zu einer tiefgreifenden Veränderung mehr braucht, als “nur” an einzelnen Schräubchen zu drehen. Es braucht ein wertschätzendes Menschenbild, eine andere Denkhaltung und ein Durchdenken der Veränderungen bis zur letzten Konsequenz. Im folgenden Gespräch beschreibt Christoph Schwarz, Geschäftsführer der Trinkservice GmbH seine Erfahrungen, bei seiner Vision, eine Perle zu schaffen.

Was war Euer Antrieb, Veränderung zu schaffen?
Wir hatten die Vision, eine „Perle“ zu schaffen, etwas Wertvolles. Qualität und Team(entwicklung).

Das Ziel dazu war…?
Unser Ziel war und ist es ein Unternehmen zu schaffen, in das jede Mitarbeiterin, jeder Mitarbeiter gerne hingeht und, dass dieses Unternehmen gleichzeitig wirtschaftlich erfolgreich ist.

Welche grundlegende Entscheidung habt Ihr dazu getroffen?
Die Entscheidung war, dass wir das Team weiterentwickeln, „Spirit“ und „Atmosphäre“ zu schaffen, die Entscheidung im Großen und Ganzen zu sehen. In einem unserer ersten Workshops haben wir exzellente Kommunikation unter den Führungskräften in den Mittelpunkt gestellt und sie angeleitet, Eigenverantwortung im eigenen Bereich zu übergeben.

Was waren die ersten spürbaren Veränderungen?
Durch Teamworkshops im Management und eine enge Abstimmung unter den Bereichsleitern hinsichtlich deren Ziele haben wir Ziele erreicht, die viel höher – ja das Dreifache – waren, als die Budgetvorgabe und da sind wir draufgekommen, dass Ergebnisse alleine nicht alles sind. Unter anderem, weil es im angrenzenden System vielleicht auch nicht so sehr erwünscht war, zu gut zu sein und wir dann schon teilweise auf die MitarbeiterInnen vergessen haben. Der Gewinn ist so sehr im Vordergrund gestanden. Und wir haben erkennen müssen, dass der Spirit nicht bis zu den MitarbeiternInnen weiter hinuntergegangen ist.

Sie sagten „auf die MitarbeiterInnen vergessen“ – welche Gegenströmung mussten Sie feststellen?
Wir haben die MitarbeiterInnen an der Basis viel zu wenig abgeholt. Ein Beispiel war das Mitarbeiterfest. In unseren Köpfen, den Führungskräften, war ganz klar, was wir hier jetzt haben. Wir haben von der Perle im Unternehmen gesprochen und den Pool Cars und haben dann von einem externen Trainer, der anwesend war, das Feedback bekommen, dass die Leute keine Ahnung hätten, was die Perle ist, dass sie es vielleicht schon mal kurz gehört haben, aber damit nichts anfangen könnten. Die MitarbeiterInnen hatten keine Ahnung von unserer Vision. Und ebenso war es mit Pool Car, einem Wort, mit dem sie auch nichts anfangen konnten. Da haben wir gemerkt, dass wir unsere Sprache und Kommunikation noch mehr an die Leute anpassen müssen.

Ihre Erfahrung daraus?
Wir haben im Managementteam unsere schönen Werte und die passen für uns auch sehr gut. Nur unsere MitarbeiterInnen haben wir nicht erreicht. Somit stellte sich dann auch die Frage für uns: wie kann ein MitarbeiterIn seine Werte einbringen, wie können wir unseren „Spirit“ weiter tragen. Und dann haben wir Kommunikations-und Persönlichkeitstrainings gemacht.

Haben Sie eine Erkenntnis aus der Ziel-Verfolgung gewonnen?
Das Ziel ist, ein Unternehmen zu schaffen, wo jeder MitarbeiterIn gerne hingeht und das erfolgreich ist. Das tragen wir jetzt auch ins Unternehmen hinaus, das ist der Rahmen, den wir jetzt gesteckt haben. Es wird immer sein, dass es Konflikte gibt oder Leute unzufrieden sind, aber der Rahmen ist da, diese konstruktiv zu lösen und Zufriedenheit zu fördern.

Unzufriedenheit? Gefahr zu scheitern?
Wir haben eine Great Place to Work-Studie gemacht und hatten einen Trust-Index von 54%. Das war für mich ein schlimmes Ergebnis. Daraus haben wir dann Initiativen gesetzt, wie wir besser mit den Mitarbeitern kommunizieren können. Wir haben die MitarbeiterInnen gefragt, was sie von uns denn gerne hätten. Heraus kam, dass wir uns als Managementteam immer wieder mit ganzen Abteilungen zusammengesetzt haben und die Leute gefragt haben, wie es ihnen geht, was die Themen sind, die sie gerade beschäftigen. Aus diesen Runden haben wir dann Punkte mitgenommen, haben geschaut, was wir damit machen konnten bzw. dazu wieder direkt Feedback an die MitarbeiterInnen gegeben. Das hat gut funktioniert.

Wie geht es weiter?
Sozialkompetenzen stärken! Den Führungsrahmen setzen: „ich vertraue dir, entscheide selbst.“ Es gibt Personen die besser entscheiden können, als andere. Andere haben Ihre Stärken dann im Präsentieren oder im Gespräche-Führen. Entfalte deine Talente ist das Motto: z.B. hat sich nach 25 Jahren ein Mitarbeiter gemeldet, um sich als Betriebsrat aufstellen zu lassen. Er hat die Wahl auch gewonnen und ist im Umgang mit der Belegschaft eine Koryphäe. Er hat in seinem Umgang mit den Menschen eine Herzlichkeit und Menschlichkeit, die bis zu diesem Zeitpunkt unerkannt geblieben war. Er kann seine Stärke einsetzen und geht in seiner Arbeit auf.

Was macht eine erfolgreiche Führungskraft in der Zukunft aus?
Ich bin meinen Eltern dankbar dass ich ein gutes Paket an sozialen Kompetenzen mitbekommen habe – ich beschreibe es mit dem einfachen Wort „Gentleman“ – das mir ein Basisniveau gegeben hat. Mit diesem Paket ausgestattet konnte ich in meiner Entwicklung als Führungskraft meine Talente kennen lernen und diese weiter entwickeln. Erfolgreiche Führungskräfte der Zukunft werden sich durch das Erkennen der Talente ihrer MitarbeiterInnen in Kombination mit ihrer ethischen Haltung auszeichnen.

Was machen erfolgreiche Unternehmen in Ihren Augen anders?

Alle Unternehmen, die es schaffen an ihre MitarbeiterInnen zu kommunizieren, dass sie etwas zum Unternehmenserfolg einbringen können, werden erfolgreich sein. Jedoch sehe ich derzeit eher wenige Unternehmen, die sich – in Hinblick auf Menschlichkeit – erfolgreich nennen können, da es an Visionen und Atmosphäre fehlt.

Welche 3 persönlichen Eigenschaften zeichnen in Zukunft gute Mitarbeiter aus?
Eigenverantwortlichkeit, Miteinander und Fokus auf das Schöne.

Welche 3 persönlichen Eigenschaften zeichnen in Zukunft gute Führungskräfte aus?
Soziale und fachliche Talente erkennen und fördern, Atmosphäre schaffen und Ergebnisse feiern.

Die Österreichische Arbeitswelt im Jahre 2025 in 3 Worten?
Miteinander, Vorbild, Begeisterung – in 3 Worten und in mehreren Wörtern: Leute werden mehr machen, im Sinne von: man hat nicht einen Job sondern man hat eine Berufung und diese Berufung teilt sich in mehrere sinnerfüllte Tätigkeiten. Wenn man den Menschen dazu die Möglichkeit gibt – z.B. anhand von geänderten Arbeitszeit- und Entlohnungsmodellen – dann werden wir sicherlich eine zufriedene und sinnerfüllte Arbeitswelt haben/vorfinden.

Zur Person:
1978 geboren, ist Christoph Schwarz im südlichen Niederösterreich, der Buckligen Welt, aufgewachsen. Die Faszination für erfolgreiches Miteinander findet er früh im Sport, in Vereinen sowie als junge Führungskraft in der gehobenen Hotellerie. Nach rund 4,5 Jahre im sonnigen Kalifornien, wo er die wertorientierte Neuausrichtung eines österreichischen Unternehmens mitgestaltete, kehrte er nach Österreich zurück und beschäftigt sich seither noch intensiver mit „führen und führen lassen“. Seit rund 10 Jahren leitet er die Firma Trinkservice. Parallel dazu, ist es ihm ein Herzensanliegen jungen Menschen als Trainer, Coach und Mentor zu begleiten.

Trinkservice ist ein Dienstleistungsunternehmen in der Getränkebranche und als Tochterfirma der Ottakringer Getränke AG im größten österreichischen Getränkekonzern eingebettet. Die Trinkservice GmbH mit rd. 130 MitarbeiterInnen erbringt premium Dienstleistungen in den Bereichen Logistik-, Kunden-, Event- und Customer Service. Das Qualitätsversprechen: Service ohne wenn und aber.

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