Was würden wir tun, wenn wir keine Angst hätten?

Diese Frage aus Sheryl Sandbergs Buch Lean in empfinde ich in Zeiten wie diesen als allgegenwärtig. In ihrem Buch bestärkt sie Frauen, ihre Karrieren voranzutreiben und sich nicht von äußeren wie inneren Stimmen abbringen zu lassen. Eine dieser inneren Stimmen ist die Stimme der Angst. Diese Stimme kennen wir alle und sie ist in unserem Leben, der Wirtschaft und der Politik immer präsent. Angst ist ein wichtiger Faktor in unserem Leben. Sie stellt sicher, dass wir unser Überleben schützen, dass wir uns sicher fühlen. Sie ist aber auch einer der  Treiber für Aussagen, Entscheidungen und Handlungen, wenn wir uns grade nicht in der Lage fühlen zu antizipieren, was passieren könnte. Und solche Situationen gibt es täglich. „Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen“, habe ich irgendwo vor Jahren mal gehört. Und trotzdem versuchen wir uns darin, aus Angst vor Unsicherheit.

“Hauptsache, es passiert etwas”.
In unserer komplexen Businesswelt wird es zusehends schwieriger, Zukunft zu antizipieren. Das macht (subtil oder weniger subtil) Angst. Aus dieser Angst heraus machen wir Aussagen, treffen wir Entscheidungen setzen wir Handlungen. Jeder und jede von uns auf Basis unserer persönlichen eigenen Geschichte, auf Basis der eigenen Sicht auf die Welt und auf Basis der Angst vor Misserfolgen. Wir sind diese Angst gewohnt, daher nehmen wir sie oftmals gar nicht als solche wahr. Gerade in unsicheren  oder Krisenzeiten werden die individuellen (und kollektiven) Angstthemen stark angesprochen und aktiviert. Die Aussagen, Handlungen und Entscheidungen, die dann passieren sind oft von Aktionismus bestimmt, um diese Angst nicht mehr spüren zu müssen: „Hauptsache  es passiert etwas“. Meist setzen wir solche Handlungen und Entscheidungen unbewusst über unsere inneren Treiber, vorangegangene Erfahrungen und Verhaltensmuster.

Überleben mit der Angst.
Wie würden wir uns also ausdrücken, wie würden wir entscheiden und handeln, wenn wir keine Angst hätten bzw. uns unserer Angst bewusst wären?Führungskräfte erzählen mir immer wieder, dass sie gerne mit dem Bauch entscheiden und damit sehr gut fahren. Das finde ich sehr schön zu hören. Eine Bauchentscheidung ist oftmals allerdings „nur“ ein diffuses Gefühl zu einer Situation. Sie ist unsere Körperintelligenz, die uns vor etwas warnt oder auf etwas reagiert, was unser „Überleben“ sichert, unsere Sicherheit garantiert. Wenn wir diese Gefühl begründen müssen, fällt das sehr oft schwer, weil wir dafür keine Worte haben. Im Unterschied zu einer Bauchentscheidung ist eine bewusste Entscheidung eine, die den Bauch miteinbezieht, sich aber ganz klar ist (also im Bewusstsein hat), welches innere Wissen dieses Bauchgefühl hervorgerufen hat. Dieses innere Wissen kommt aus unserem Erfahrungsschatz, aber auch aus unseren Anlagen und Talenten. Eine bewusste Entscheidung ist ein Gefühl, das klar und konkret und damit in ihrer Qualität noch nachhaltiger ist, als eine reine Bauchentscheidung. Und sie ist eine Entscheidung, die unsere Angst bewusst miteinbezieht.

Bauchgefühl und Bewusstheit.
Ich erlebe immer wieder, dass Entscheidungen in Unternehmenskontexten anders ausfallen, wenn der/die jeweilige EntscheiderIn sich über seine/ ihre dahinterstehenden (Angst-)Muster Bewusstheit hat. Bekanntlich gibt es ja keine richtigen oder falschen Entscheidungen, sondern nur andere. Genau in diesem Unterschied liegt die Qualität einer bewussten Entscheidung. Wenn uns bewusst ist, was uns individuell treibt, in die eine oder andere Richtung zu entscheiden und zu handeln, oder möglicherweise eine dritte oder vierte Option gar nicht auf unserem Radar zu haben, erweitern wir unseren Handlungsspielraum und die Zusammenarbeit mit anderen bekommt eine neue Qualität auf Augenhöhe.

Karin Weigl

Photocredits: skitterstockphoto.com

Neues entsteht, wenn man den gewohnten Betrachtungspunkt verlässt…

…oder warum der 1. Wiener Leadership Kongress nun am 5. November stattfindet.

Am Anfang stand die Idee, einen Kongress zum Thema „Neues Arbeiten“ in Wien zu veranstalten. Inspiriert durch eine Veranstaltung in Köln im Herbst 2014 hab ich mich daran gemacht und ein Konzept geschrieben, Kosten kalkuliert und nach möglichen, interessanten MitgestalterInnen gesucht. Möglichst interaktiv und anders sollte die Veranstaltung werden, das war und ist die Idee.
Im Jänner 2015 hab ich dann mit der Umsetzung begonnen. Schnell war die Webseite online und die ersten KollegInnen aus Deutschland und der Schweiz an Bord geholt, die meinen Anspruch, etwas ganz anderes zu machen, unterstützten, ja sogar dediziert einforderten. Es sollte nicht nur ein Kongress werden, sondern eine Bewegung. Der gemeinsame Spirit dafür war von Anfang an da.
In die Zukunft spüren und dadurch lernen um heute schon etwas anders zu machen stand für uns im Zentrum. Eine sinnstiftende Arbeitsweise, herzoffene Kommunikation auf Augenhöhe zwischen allen Beteiligten (Unternehmen, Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten), Vertrauen und Eigenverantwortung im Unternehmen statt Kontrolle, Mitbestimmung der Mitarbeiter in der Unternehmensführung und aus all dem resultierend der betriebswirtschaftliche Erfolg: um diese und ähnliche Themen sollte es sich drehen.

Unser Anliegen war und ist es, dass die Menschen, die zu dieser Veranstaltung kommen, aus der gewohnten Konsumentenrolle (wie man sie so oft von Businessveranstaltungen kennt) zu holen, sie erleben zu lassen, was ein Paradigmenwechsel bedeutet und sie zur persönlichen Umsetzung zu inspirieren und anzuleiten.
Also begaben wir uns mit vollem Elan in die Phase des Veranstaltungsdesigns: die ursprüngliche Idee von Impulsen und Workshops als Programm war schnell bei Seite geschoben und der Anspruch an uns, in der konzeptionellen Phase selbst zu erleben, was wir unseren Teilnehmenden näherbringen wollten, war geboren. In wöchentlichen skype-Sessions gingen wir gemeinsam durch einen co-kreativen und partizipativen Prozess mit allen Höhen und Tiefen, mit Inspirationslöchern und Motivationshochs, mit gefühlter Stagnation und Ideenfülle.
Parallel dazu waren wir beschäftigt auch in der Kommunikation nach außen Fuß zu fassen, wahrgenommen zu werden, auf den Kongress aufmerksam zu machen. Als No-Name, ohne Sponsoren, ohne großes Budget für Pressearbeit und ohne klingenden Namen kam uns einiges an Interesse und gleichzeitig auch an abwartender Haltung entgegen. Und ich merkte, dass wir in unserer Botschaft nach Außen noch klarer werden mussten. Schritt für Schritt schälte sich über die Wochen das Konzept immer deutlicher heraus und damit wurde auch die Botschaft nach außen konkreter. Anmeldungen trudelten ein, das Projekt begann sich auch in der Außenwahrnehmung zu bewegen…Freude!

Ich hatte mir in meiner ursprünglichen Planung bis Mitte Mai gegeben um zu entscheiden, ob sich die Veranstaltung tragen würde und wir eine kritische Masse an Anmeldungen erreicht hätten, mit der es auch Sinn machen würde den Kongress – der ja eigentlich nun ein Bar Camp ist – stattfinden zu lassen. In der ersten Mai-Woche wünschte ich mir ein Zeichen, um die Entscheidung klar treffen zu können. Ich fühlte mich hin- und hergerissen zwischen „ich MUSS die Veranstaltung stattfinden lassen, wie sieht denn das sonst aus“ bis zu „der Erfolg der Veranstaltung und unserer Initiative hängt NICHT von diesem Termin am 12. Juni ab“. Irgendwann spürte ich, dass ich Gefahr lief, die Freude an diesem Projekt zu verlieren, weil ich mich mit diesem Termin selbst zu sehr unter Druck setzte. Obwohl ich spürte und wusste, dass sich bereits so viel in diesen letzten Monaten bewegt hatte, fand ich es schwierig, los zulassen…

Also wünschte ich mir ein Zeichen, weil der Druck zu groß wurde. Ich vertraute, dass das Richtige passieren würde. Und ich bekam nicht nur ein Zeichen, sondern vier! ;-) Diese Zeichen waren Interessensbekundungen an einer Teilnahme – allerdings nicht für diesen Termin, weil zu kurzfristig erfahren -, Anfragen von und Termine mit namhaften Stakeholdern, die erst nach dem ursprünglich geplanten 12. Juni passieren würden, Interesse einiger Magazine, die uns nicht mehr in den Redaktionsplan bekamen, weil zu spät…
Plötzlich konnte ich für mich erkennen, warum es richtig wäre, die Veranstaltung auf November zu verlegen. Mein Blickpunkt hatte sich mit einem Mal verändert und ich sah noch so viel mehr, was möglich war. Die Wichtigkeit des 12. Juni trat in den Hintergrund, das Datum war nicht mehr essentiell, hier ging es um viel mehr. Es ging darum, die beste Lösung für das Ganze zu finden und nicht den Fokus auf (meine?) Einzelinteressen zu legen. Mit dieser Erkenntnis und dem Vertrauen war die Freude und Motivation sofort wieder da.

Nachdem die Veranstaltung bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht kostendeckend gewesen wäre und ich die Aufmerksamkeit von außen nutzen möchte um etwas „G‘scheites“ auf die Beine zu stellen, entschloss ich mich dann – mit Rücksprache meiner MitgestalterInnen -, die Veranstaltung auf 5. November zu verschieben, mit einem zusätzlichen Impulsabend am 4. November. Es fühlt sich einfach stimmig und gut an, weil nun noch Zeit und Raum für andere Aktivitäten bleibt, die im Rahmen unseres gemeinsamen Prozesses in diesem Frühling entstanden sind, für die aber bis 12. Juni keine Zeit mehr gewesen wäre.

So wird es beispielsweise ab Juli regelmäßige Wiener Leadership Breakfasts und Wiener Leadership Nights geben, wo wir uns mit dem Thema „Neues Arbeiten“ in kleinen Dosen auseinandersetzen werden. Die Termine und Details (laufend ergänzt) dazu sind auf der Eventseite der Wiener Leadershipkongress-Webseite zu finden.

Otto Scharmer schreibt in seinem Buch „Theory U“, dass Neues entsteht, wenn man den gewohnten Betrachtungspunkt verlässt. Genau das ist für mich passiert, als ich los ließ. Auch, wenn ich es vorher vom Kopf her wusste: plötzlich konnte ich auch spüren, dass meine und unsere Freude essentiell für das Gelingen dieses Projekts ist und das Einhalten eines Termins auf Biegen und Brechen – aus „Ego-Gründen“ – nichts mit dem Erfolg einer Initiative zu tun hat. :-D

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